GFL: Die Südstaffel-Teams im Überblick


Die Schwäbisch Hall Unicorns starten als Titelverteidiger, Frankfurt Universe hoffe wieder auf sportliche Schlagzeilen. Dahinter streiten drei Teams um zwei Tickets.

GFL: Die Südstaffel-Teams im Überblick

Allgäu Comets

Gegründet: 1982

Größte Erfolge: Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft 2015

Head Coach: Stan Bedwell

Wer spektakulären Football sehen will, der ist bei den Allgäu Comets 2018 gut aufgehoben. Head Coach Stan Bedwell gilt als Verfechter des Passspiels und versucht diese Offensive-Variante zu etablieren. Darauf war auch die Kaderzusammenstellung für die Saison ausgerichtet. Gleich 17 Wide Receiver finden sich im Kader wieder, darunter die belgischen Nationalspieler Manoka Feli und Martin Emos sowie Schwedens Jonatan Gihl. Eine Überraschung gibt es auch durch die doppelte US-Import-Besetzung auf der Position des Quarterbacks. Jordan Paul und Justin Sottilare streiten sich um den Starter-Posten und dahinter wartet mit dem erst 19 Jahre alten Talent Calvin Stitt aus Großbritannien ein großes europäisches Talent.

Aber die Kemptener setzen nicht nur auf einen starken Passangriff, sondern ebenfalls auf eine starke Passverteidigung. Die US-Boys Daniel Wynne und Brandon Kohn sichern als Cornerbacks ab. Im Vorjahr verpassten die Süddeutschen die Playoffs. Ein später Run wischte die nach einem Fehlstart entstandenen Abstiegssorgen schnell vom Tisch, für mehr als Platz fünf reichte es allerdings nicht mehr.

Fazit

Die Comets werden ein ernsthaftes Wörtchen um die Ticketvergabe der Playoffs mitreden.

Frankfurt Universe

Gegründet: 2007

Größte Erfolge: Halbfinale Deutsche Meisterschaft 2017

Head Coach: Brian Caler

Starten sie oder starten sie nicht? Insolvent oder zahlungsfähig? Um den Zustand der Frankfurt Universe gab es in den vergangenen Wochen nahezu täglich neue Wasserstandsmeldungen. Der Stammverein hatte der finanziell ins Schlingern geratenen Betriebs-GmbH gekündigt. Mit Hilfe der Stadt Frankfurt und der GFL sowie privaten Gönnern und Sponsoren gelang es aber zumindest den Beginn des Spielbetriebs zu sichern. Ob die Frankfurter aber überhaupt bis zu den Playoffs existent sind, steht noch in den Sternen.

All diese negativen Berichte überschatteten die Offseason und den sportlich erfolgreichen Start im Eurobowl-Tournament, wo La Courneuve Flash aus Frankreich und die Amsterdam Crusaders jeweils mit einer deutlichen Niederlage abgefertigt wurden. Im Finale geht es Anfang Juni gegen die New Yorker Lions aus Braunschweig - wenn alles nach Plan verläuft. Trotz all der Probleme haben die Frankfurter sich wieder einen schlagkräftigen Kader zusammengestellt, in dem die US-Amerikaner Randie Agnew und Joe Bergeron (beide Runningback), Kweishi Brown und Fernando Lowery (beide Cornerback) sowie Quarterback Steve Cluely den Ton angeben. Besonders hilfreich ist zudem, dass Cornerback John Tidwell, der NFL-Erfahrung bei den Denver Broncos bereits gesammelt hat, mit einem deutschen Pass an den Start geht. Schmerzlich vermisst wird hingegen Offensive Liner Lane Acheampong. Der deutsche Nationalspieler schloss sich den Potsdam Royals an.

Fazit

Wenn die Universe die finanziellen Probleme in den Griff bekommt und die ganze Saison sichern kann, sind die Frankfurter einer der Kandidaten, die Braunschweig und Schwäbisch Hall herausfordern können.

Ingolstadt Dukes

Gegründet: 2007

Größte Erfolge: Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft 2017

Head Coach: Eugen Haaf

Die Ingolstadt Dukes kommen aus der stärksten Saison ihrer Vereinsgeschichte. Seit der Vereinsgründung im Jahr 2007 kennen die Donaustädter nur einen weg: Nach oben! Und gleich in ihrer Aufstiegssaison führte sie ihr Weg in die Playoffs, wo dann allerdings gegen die New Yorker Lions aus Braunschweig im Viertelfinale Endstation war. Head Coach Eugen Haaf wurde daruafhin Bayerns Trainer des Jahres - und will weiter hoch hinaus.

Die Dukes rüsteten mit etlichen nationalen und vor allem internationalen Spielern ihren Roster auf. Alleine mit vier Spielern wurde die Offensive Line verstärkt, drei davon (Nemanja Graovac/Serbien, Bernard Praum/Frankreich und Jakub Kralik/Tschechische Republik) sind internationale Top-Spieler. Als Wide Receiver wurde Belgiens Ruben de Ruyter verpflichtet und die Pässe wirft Nelson Hughes, der von den Hildesheim Invaders gekommen ist und Rick Webster ersetzen soll.

Zur Steigerung der überregionalen Bekanntheit der Dukes steuerte auch Christopher Ezeala seinen Anteil bei. Der Linebacker empfahl sich mit seinen Leistungen für die NFL und erhielt vor wenigen Tagen über das Pathway Programm der National Football League einen Profivertrag. Bei den Baltimore Ravens soll er nun als Fullback seine Chance erhalten.

Fazit

Die Dukes haben gute Chancen im Rennen um die Playoffs.

Kirchdorf Wildcats

Gegründet: 1986

Größte Erfolge: Aufstieg in die GFL 2017

Head Coach: Christoph Riener

Die Kirchdorf Wildcats werden erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in der GFL spielen. In der Südstaffel ist die Mannschaft aus dem bayerischen Kirchdorf am Inn allerdings klarer Außenseiter. Zwar ist das Coaching Team um Michael Reber (Offensive Line Assistant) und Martin Schlötterer (Defensive Backs) ergänzt worden, doch mit Jadrian Clark hat der dominanteste Spieler aus der Aufstiegssaison das Team verlassen. Der Quarterback spielt nun als Nachfolger von Casey Therriault bei den New Yorker Lions aus Braunschweig.

„Wichtig war heuer, dass wir tatsächlich nur von Spiel zu Spiel gedacht haben und uns während der Saison gesteigert haben“, verriet Riener das Geheimnis des Erfolgs 2017 und will an dieser Philosophie festhalten: „So wollen wir es 2018 auch machen.“ Wer allerdings die Pässe anstatt Clark werfen soll, hat der Verein noch nicht bekannt gegeben. Dabei drängt die Zeit, bereits am 21. April steht der erste Auftritt im deutschen Football-Oberhaus an. Und gleich im ersten Heimspiel kommt es dabei zur Begegnung mit einem potenziellen Konkurrenten um den Klassenverbleib: den Stuttgart Scorpions. Im offiziellen Roster findet sich bisher nur Routinier Tom Schmidtke.

Bei der Mission Klassenerhalt mithelfen sollen dabei einige Neuzugänge, die die Wildcats auch in Österreich gefunden haben. Der österreichische Nationalspieler Clemens Erlsbacher von den Swarco Raiders aus Innsbruck soll als Wide Receiver für Gefahr sorgen, sein Landsmann Alexander Achammer als Defensive Back die Passverteidigung stärken. Aus Frankfurt von der Universe kommt zudem René Möll, ebenfalls Wide Receiver, und bringt GFL-Erfahrung mit. Als Import wurde Passempfänger Brandon Cox aus den USA bisher vermeldet.

Zudem verspricht die Offensive Line eine Aufwertung im Vergleich zur Vorsaison: Georg-Karl Ettl, O-Liner mit deutsch-tschechischem Pass, verstärkt die Unit ebenso, wie Florian Reber, der seine Football-Karriere nach einer Unterbrechung wieder aufgenommen hat und Michael Hofbauer, der von den Passau Pirates kommt. Zudem feiert auch Linebacker Lukas Schießer sein Comeback bei den Wildcats, zuletzt hatte er für die Munich Cowboys gespielt.

Fazit

Die Wildcats hatten sich nach einem Schlussspurt mit sieben Siegen am Stück die Zweitliga-Meisterschaft gesichert, aber bereits in den Playoffs gezeigt, dass sie nach einem Sieg und einer Niederlage gegen Absteiger Saarland Hurricanes, keine Mannschaft sind, die die Liga im Sturm erobern wird. Der Verlust von Clark, der mit 51 Touchdown-Pässen maßgeblichen Anteil am Aufstieg hatte, wiegt zudem schwer.

Marburg Mercenaries

Gegründet: 1991

Größte Erfolge: EFAF-Cup-Sieger 2005, Deutscher Vizemeister 2006

Head Coach: Dale Heffron

Die Marburg Mercenaries kommen aus einer starken Saison, die sie auf dem dritten Platz der Südstaffel der regulären Saison abgeschlossen haben, nachdem sie im Jahr 2016 mit nur vier Punkten knapp dem letzten Tabellenplatz entkommen waren. In der zurückliegenden Offseason landete der Verein dann einen echten Transfercoup: Runningback Silas Nacita kehrte von der Frankfurt Universe zurück und macht Hoffnung, dass es in diesem Jahr erneut mit den Playoffs klappt.

Interessant ist auch die Position des Quarterbacks. Hier wirft 2018 der österreichische Nationalspieler Alexander Thury die Pässe. Thury, der bei den Vienna Vikings unter Coach Chris Calaycay zum Starter aufstieg, lernte die Universitätsstadt Marburg bereits während eines Kurztrips im Herbst kennen und fand dann Geschmack an der Idee bei den Hessen zu spielen. Schmerzhaft ist hingegen der Verlust von Linebacker Michael Taylor. Der GFL-Leading-Tackler von 2017 wechselte von Marburg in die Nordstaffel zu den Hamburg Huskies. Ersetzen wird ihn Peter Jinkens von den Texas Longhorns.

Fazit

Die Marburg Mercenaries sind erneut gut aufgestellt. Wenn keine größeren Verletzungen in die Quere kommen, stehen die Chancen auf die erneute Teilnahme an den Playoffs gut.

Munich Cowboys

Gegründet: 17. März 1979

Größte Erfolge: Deutscher Meister 1993

Head Coach: Garren Holley

Trenton Miller heißt der neue US-Quarterback und gleichzeitig der große Hoffnungsträger auf eine bessere Saison des traditionell ambitionierten Vereins. Die Münchener warten nun schon seit 2014 auf eine Teilnahme an den Playoffs und mussten in der vergangenen Spielzeit lange um die Klasse bangen. Miller erzielte zu seiner College-Zeit sechs Touchdown-Pässe in einem Spiel und stellte einen nationalen Rekord als Freshman auf. In nur zwei Jahren setzte er insgesamt acht Quarterback-Bestmarken.

Zudem soll Darell Lynn Tate II als Runningback für Gefahr sorgen, Defensive Back Jacob Adelman ist der letzte Amerikaner im US-Trio. Doch der Weg zurück in die Playoffs ist ein langer. Gleich zum Auftakt setzte es zwei Niederlagen - vertretbar, denn die Gegner hießen Frankfurt und Schwäbisch Hall. Doch trotzdem war man in beiden Spielen nahezu chancenlos.

Fazit

Die Bayern müssen sich anno 2018 eine weitere Saison damit abfinden, dass es nur darum geht, mindestens ein Team hinter sich zu lassen.

Schwäbisch Hall Unicorns

Gegründet: 1983

Größte Erfolge: Deutscher Meister 2011, 2012 und 2017

Head Coach: Jordan Neuman

Im Oktober 2017 waren die Schwäbisch Hall Unicorns wieder an der Spitze des deutschen Footballs angekommen. Mit einer Perfect Season holten sie den German Bowl im ersten Jahr unter Head Coach Jordan Neuman, der die Vereins-Legende Siegfried Gehrke ersetzt hatte. Erstmal seit fünf Jahren starten die Einhörner also aus der Pole Position und sind nicht mehr Jäger sondern die Gejagten.

Der Kader ist größtenteils zusammen geblieben und so starten die Haller als einer der Topfavoriten in die Runde. Nach den US-Boys Devin Benton (Defensive Tackle), Tyler Rutenbeck (Wide Receiver) und Raheem Wilson (Cornerback) sowie den beiden Italoamerikanern Cody Pastorino (Safety) und Nick Alfieri (Inside Linebacker) hatte auch Nathaniel Robitaille (Wide Receiver) als letzter der Import-Spieler von 2017 für 2018 erneut zugesagt. Insbesondere Rutenbeck, der schon NFL-Erfahrung bei den Washington Redskins und den Indianapolis Colts gesammelt hat, hatte mit sieben Touchdowns während der Playoffs maßgeblichen Anteil am dritten Titelgewinn der Vereinsgeschichte.

Der Verein ist zudem ein Vorbild auf vielen Ebenen. Als erster Verein in Deutschland unterhalten die Unicorns eine Nachwuchs-Akademie in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Schulzentrum in Michelbach. Und auf der Position des Quarterbacks wirft der Deutsche Marco Ehrenfried die Pässe.

Fazit

Der Saisonauftakt ist mit einem 48:7 gegen die Munich Cowboys bereits gelungen. Schwäbisch Hall ist Topfavorit der Südstaffel - ob es für die Titelverteidigung reicht, zeigt sich dann im German Bowl.

Stuttgart Scorpions

Gründung: 1982             

Größter Erfolg: Vizemeister 2007

Head Coach: Jermaine Guynn

Die Sehnsucht nach den Playoffs ist bei den Stuttgart Scorpions groß. 2014 und 2015 hatten die Schwaben zuletzt die Postseason erreicht, ehe sie diese 2016 knapp verpassten und 2017 bis zuletzt um den Klassenverbleib bangen mussten. Seit 1994 sind die Stuttgarter nun in der GFL durchgehend dabei und sind somit ein fester Bestandteil des deutschen Oberhauses. Nach der enttäuschenden vergangenen Spielzeit, musste Head Coach Fabian Birkholz gehen, für ihn hat der ehemalige Scorpions-Spieler Jermaine Guynn übernommen.

Doch die Auftaktniederlage bei Aufsteiger Kirchdorf Wildcats hat die Erwartungen bereits frühzeitig gedämpft. Denn in einer stark besetzten Südstaffel galten die Kirchdorfer als Außenseiter. Einfacher werden die Aufgaben in den kommenden Wochen jedenfalls nicht - insbesondere wenn man sich die kommenden Aufgaben gegen die Ingolstadt Dukes oder Schwäbisch Hall Unicorns vor Augen führt.

Dennoch: Große Hoffnungen auf eine bessere Spielzeit liegen auf Offensive Coordinator Rick Webster, ehemaliger Quarterback der Dukes. Der Kader ist weitestgehend zusammengeblieben, zudem fanden ehemalige Spieler wie Soufian Dohouch (Center) Nils Stockinger (Guard), Pascal Flöser (Runningback) und Nico Göhner (Strong Safety) den Weg zurück auf die Waldau. Weitere wichtige Verstärkungen sind Wide Receiver Richard Samuel (Ingolstadt Dukes), Safety Collin Barrier (Allgäu Comets) und Shoichi Matsubara (Wide Receiver/ Nagoya Cyclone).

Fazit

Das Saisonziel "Playoffs" klingt ambitioniert und wird nach den Spielen gegen Ingolstadt und Schwäbisch Hall nochmal auf den Prüfstand genommen werden müssen. Zu allererst geht es darum, den Klassenerhalt so frühzeitig wie möglich perfekt zu machen.

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