Dominanz im Sport - nicht nur in der GFL


Am 05./06. Juni 2021 startet die GFL Saison. Die Fans freuen sich darauf, manche Kritiker beklagen die Dominanz der New Yorker Lions Braunschweig und Schwäbisch Hall Unicorns in der GFL in den letzten Jahren.

German Bowl 2019: Schwäbisch Hall Unicorns vs. New Yorker Lions Braunschweig
German Bowl 2019: Schwäbisch Hall Unicorns vs. New Yorker Lions Braunschweig
Foto: Blurred Pics

Seit 2011 stand immer zumindest eines dieser beiden Teams im German Bowl, dem Finale der höchsten deutschen American Football Liga GFL. Fünfmal spielten sie dort direkt gegeneinander, ansonsten waren die Kiel Baltic Hurricans, Dresden Monarchs und Frankfurt Universe die Gegner. Und diese schlugen sich sehr gut und verloren immer nur knapp. Kiel verlor 2011 und 2012 gleich zweimal nur knapp gegen Schwäbisch Hall, 44:48 und 53:56. Dresden unterlag 2013 Braunschweig mit nur einem Punkt 34:35 und Frankfurt verlor 2018 ebenfalls gegen Schwäbisch Hall 19:21.

Die Philosophien der beiden dominanten Siegerteams sind dabei sehr unterschiedlich. Die Lions setzen dabei hauptsächlich auf ihren Hauptsponsor New Yorker, welcher auch sehr eng in die GmbH und gesamte Organisation eingebunden ist. Die Unicorns haben erfolgreich eine Jugend Academy etabliert und zeichnen sich durch eine herausragende Jugendarbeit aus. Aufgrund zahlreicher verschiedener Sponsorpartner sind sie nicht von einem einzigen Großsponsor abhängig und werden daher in der Liga bestimmt noch lange ganz oben mitspielen. Ein kleiner Trost mag dabei sein, dass keine Dominanz ewig hält. Teams wie die Düsseldorf Panther, Berlin Adler, Hamburg Blue Devils oder die Ansbach Grizzlies, welche früher die Liga dominiert hatten, spielen aktuell in der GFL2 oder weiter darunter.                       

 

German Bowl Teilnahmen seit 1979     
       
Name Teilnahmen Siege Niederlage
New Yorker Lions 18 12 6
Düsseldorf Panther 9 6 3
Berlin Adler 8 6 2
Hamburg Blue Devils 8 4 4
Schwäbisch Hall Unicorns 8 4 4
Ansbach Grizzlies 8 3 5
Cologne Crocodiles 6 1 5
Kiel Baltic Hurricanes 5 1 4
Frankfurter Löwen 3 2 1
Munich Cowboys 2 1 1
Red Barons Cologne 2 1 1
Dresden Monarchs 1 0 1
Frankfurt Universe 1 0 1
Marburg Mercenaries 1 0 1
Stuttgart Scorpions 1 0 1
Badener Greifs 1 0 1

 

Die Salary Cap wäre eine Möglichkeit, diese Dominanz einzuschränken. Damit werden pro Team die Ausgaben für Spieler gedeckelt, um eine größere Ausgeglichenheit zu erreichen. Doch dafür braucht es eine absolute Transparenz der Ausgaben der einzelnen Teams und entsprechende Kontrollen und auch Sanktionen, falls ein Team dagegen verstoßen sollte. Daher ist dieser Ansatz in Deutschland in der Praxis eigentlich nicht umzusetzen, solange alle Teams eigenständig agieren. Die neue European League of Football hat solch eine Salary Cap für ihre Franchises zwar angekündigt, aber an einer Einhaltung aller Teams bestehen mangels geeigneter Kontrollmechanismen erhebliche Zweifel.              

Schauen wir daher in die NFL, bei welcher diese Salary Cap als Budgetdeckelung seit 1994 im Einsatz ist. Zusätzlich gibt es dort noch das Draft-System, nach welchem sich in umgekehrter Reihenfolge die schlechtesten Teams zuerst die besten Collegespieler auswählen dürfen. Doch auch hier gibt es eine klare Dominanz, die New England Patriots waren seit 1994 gleich neunmal im Super Bowl und konnten diesen sechsmal gewinnen. Viermal haben die Pittsburgh Steelers und Denver Broncos teilgenommen und waren dabei zweimal bzw. dreimal erfolgreich. Von den insgesamt 32 NFL Teams haben es auch nach Einführung der Salary Cap immer noch 10 Teams erst gar nicht bis in den Superbowl geschafft, von den Finalteilnehmern haben sieben Teams nie gewinnen können. Neben dem Geld sind es oft auch einzelne Spieler, welche für solche Siegesserien sorgen. Quarterback Tom Brady ist dafür das beste Beispiel. Nachdem er sechsmal den Superbowl mit den New England Patriots gewann, wechselte er in der vergangenen Saison zu den Tampa Bay Buccaneers. Der vermeintliche Außenseiter konnte sich erst über die Wildcard nur knapp überhaupt für die Playoffs qualifizieren und schlugen dort dann den Favoriten und Titelverteidiger Kansas City Chiefs. Und Brady holte seinen siebten Ring, ein unglaublicher Rekord.     

 

Superbowl Teilnahmen seit 1994     
       
Name Teilnahmen Siege Niederlage
New England Patriots 9 6 3
Pittsburgh Steelers  4 2 2
Denver Broncos 4 3 1
San Francisco 49ers  3 1 2
Green Bay Packers 3 2 1
St.Louis / Los Angeles Rams 3 1 2
New York Giants 3 2 1
Seattle Seahawks 3 1 2
Dallas Cowboys 2 2  
Atlanta Falcons 2   2
Baltimore Ravens 2 2  
Tampa Bay Buccaneers 2 2  
Carolina Panthers 2   2
Philadelphia Eagles 2 1 1
Indianapolis Colts 2 1 1
Kansas City Chiefs 2 1 1
San Diego Chargers 1   1
Tennessee Titans 1   1
Oakland Raiders 1   1
Chicago Bears 1   1
Arizona Cardinals 1   1
New Orleans Saints 1 1  

Und wie sieht es in anderen Sportarten aus? Seit 2013 ist der FC Bayern München gleich achtmal hintereinander Deutscher Fußball Meister geworden und auch dieses Jahr führt er wieder die Tabelle an. Da bleibt dann oft nur noch die Frage spannend, wie viele Spieltage vor Schluss die Bayern wieder Meister werden? Die Gesamtstatistik führt der FCB mit 30 Titeln ebenfalls deutlich an.  

Im Handball hat THW Kiel seit 2004 gleich 11mal den Titel gewonnen, unterbrochen wurde die Serie in dieser Zeit nur je zweimal durch die Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg Handewitt, einmal konnte sich der HSV Hamburg die Meisterschaft holen. Die Gesamtstatistik führen die Kieler mit 21 Titeln an.   

Etwas abwechslungsreicher sieht es beim Eishockey aus, da haben in den letzten 10 Jahren die Eisbären Berlin und EHC Red Bull München je dreimal den Titel gewonnen, die Adler Mannheim waren zweimal erfolgreich, je einmal haben die Hannover Scorpions und der ERC Ingolstadt gewinnen können.

Im Basketball haben seit 2010 die Brose Baskets Bamberg sechs Titel gewinnen können, drei gingen an den FC Bayern München, aktueller Meister sind Alba Berlin. Diese hatten in ihrer Glanzzeit von 1997 bis 2003 gleich sieben Meisterschaften in Folge gewinnen können.

Beim Volleyball dominieren die Berlin Recycling Volleys die letzten 10 Jahre mit sieben Meisterschaften, drei gingen an den VFB Friedrichshafen.

Die letzten 10 Titel beim Rugby teilen sich der Heidelberger RK mit gleich acht Titeln und der TV Pforzheim und SC Frankfurt 1880, welche je einen Titel gewinnen konnten.     

Und auch die Formel1 wird von der Dominanz einzelner Fahrer bestimmt. Nach der Ära von Michael Schuhmacher mit sieben Weltmeistertiteln hat diesbezüglich Lewis Hamilton mit ebenfalls sieben WM - Titeln gleichgezogen. Mit 95 Grand Prix Siegen ist Hamilton in dieser Kategorie alleiniger Rekordhalter und auch hier ist noch kein Ende der Jagd nach Siegen, Titeln und Rekorde abzusehen.             

Es zeigt sich beim Blick auf andere Sportarten deutlich, dass die Dominanz einzelner Mannschaften kein spezielles Problem der GFL ist, damit müssen alle anderen Sportarten ebenfalls umgehen. Und zumindest aus den restlichen Spielen, bei denen es nicht gegen die Top Teams geht, wie den Playoffs, Relegationen, Auf – und Abstiegen für die nötige Spannung sorgen.

Bereits 2018 stand ein Financial Fairplay Reglement bei der American Football Bundesligisten Versammlung der GFL und GFL2 Vertreter auf der Tagesordnung und wird seitdem intern diskutiert. Der neu gewählte GFL Ligavorstand hat solch eine Regelung, wie sie im Fußball bereits seit 2013 eingeführt worden ist, bereits auf seiner Agenda. Auch hier stellt sich die Frage nach sinnvollen Kontrollmechanismen, welche auch in Richtung einer freiwilligen Selbstkontrolle gehen könnten. Die GFL Teams haben mittlerweile verstanden, dass für eine professionelle Vermarktung der gesamten Liga noch viel Luft nach oben ist und möglichst spannende Wettbewerbe ein Teil des Gesamterfolges sind. Die Vereine müssen beginnen, sich als Teil einen großen Gesamtproduktes GFL zu sehen, anstatt ausschließlich die eigenen Erfolge im Blick zu haben. Bis dahin wird es kein einfacher Weg sein, der seine Zeit brauchen wird.

Freuen wir uns jetzt auf die GFL Saison 2021 und das hoffentlich wie geplant ab dem 05./06. Juni überhaupt gespielt werden kann. Es bleibt auf jeden Fall die spannende Frage, ob der amtierende Meister aus Braunschweig oder der Finalist aus Schwäbisch Hall den German Bowl gewinnen wird? Oder doch ein anderes Team wie die Dresden Monarchs oder Cologne Crocodiles, das Zeug dazu hätten sie. Vielleicht schafft es sogar ein Überraschungsteam bis in den German Bowl, welches momentan noch keiner im Blick der Titelanwärter hat.

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