American Football in Offenbach, ein Kommentar von Thorsten Kruppka


„Gerne nehmen wir, die Rhein Main Rockets, aus unserer Sicht zu unserer derzeitigen Ablehnung zwecks Unterstützung des AFVH Stellung. Eventuell wird unsere derzeitige Absage dadurch etwas klarer.“

Thorsten Kruppka
Thorsten Kruppka

Erst einmal möchte ich dich/euch zu diesem sehr emotionalen Kommentar zum Thema American Football in Offenbach am Bieberer Berg beglückwünschen. Viele der Passagen berühren einige OFC Fans genauso wie einen Football Fan. Die Frage ist, warum wollen oder können die Vereinsvertreter aus Offenbach zurzeit ihren eigenen Verband nicht unterstützen?

Ich/wir widersprechen klar der Auffassung, dass ich/wir persönliche oder gar unüberbrückbare Differenzen mit den Vertretern des AFVH haben. Selbstverständlich gehen wir mit Fragen, Anliegen, Anträgen auch auf den Verband zu und bitten ggf. um Unterstützung! Auch sprechen wir jederzeit miteinander, wenn es nötig ist und das in einem respektvollen Umgang und Ton.

Richtig ist aber auch, dass ich dem Verband (Hr. Huber) aus Zeitgründen eine Absage erteilt habe. Diese Absage ist aber nach intensiver Prüfung erfolgt und auch unter dem über die im öffentlichen Raum stehenden Vorwürfe durch die „Restart21“ Initiative. Diese stehen im Netz und diese kann jeder finden, wenn er will. Hierzu haben wir es uns im Vorfeld nicht einfach gemacht und haben viele Gespräche mit vielen Institutionen und der Politik geführt. Im Gesamtergebnis haben wir uns schlussendlich für unseren Weg der Absage entschieden.

Hintergrund der Absage war auch im Kern die enormen Herausforderungen in unserem eigenen Verein, Trainersuche, Sponsoren, Gespräche mit der Stadt, städtischen Unternehmen, dem Land Hessen, Vertretern aus der Politik und Wirtschaft, Helferakquise, die Schulsportlehrer, Ausbildung, Kampf um die Anerkennung als Unterricht, Jugendarbeit in einer Stadt mit enormen Herausforderungen. Die Spaltung der Liga hat es nicht einfacher gemacht und auch hier würde unnützerweise eine zweite Front aufgebaut, aber das soll jetzt nicht das primäre Thema sein.

Viele der angesprochenen Punkte kennen die Vereine, aber sie sprechen nicht darüber, oder tun es nicht, weil sie einfach kein Interesse an Verbandsarbeit haben? Auch kann es sein sie tun es, und keiner hört zu! Auch hier sind und können die Ursachen vielfältig sein. Durch die Corona Zeit und einer neuen Generation von Spielern mit überzogenem Anspruchsdenken und mangelhafter Selbstreflexion kommen auf die Vereine enorme Herausforderungen zu. Helfer, Trainer ziehen sich zurück und das aus vielerlei Gründen. Einige nutzen die Corona Zeit für einen langersehnten Ausstieg. Andere wiederum hatten sowieso vor, sich aus nachvollziehbaren Gründen zu verändern. Also sahen wir für eine Unterstützung aus den oben genannten Gründen keinerlei Spielraum. Mit unseren Qualitätsansprüchen können wir uns nicht mit den im Raum stehenden Vorwürfen identifizieren.

Wir haben uns in der kurzen Zeit unseres Bestehens sicherlich in Offenbach nicht nur Freunde gemacht, eigene strategische Fehler müssen wir uns an die Jacke heften. Wir versuchen in unseren Entscheidungen ein Risiko und ein Reputationsschäden für uns und die Stadt zu vermeiden. Insgesamt nimmt man uns aber als glaubwürdige, integre und unterstützenden Ansprechpartner bei unseren Partnern, Stadt, usw. wahr und das weit über die Offenbacher grenzen und der Politik hinaus.

Aufgrund der gemachten Erfahrungen in der Zusammenarbeit bei der Anfrage zur Durchführung des German Bowls am Stadion Bieberer Berg und der Vorwürfe, die im öffentlichen Raum von „Restart21“ gemacht werden, wollten wir uns hier nicht in eine unglückliche Lage bringen.

Hier wären aus unserer Sicht eine klare Stellungnahme und entschlossenes Entgegentreten des Verbandes nötig. Aufklärung, Widerlegung von Vorwürfen und das zeitnah ggf. auch mit einer teuren Online-Mitgliederversammlung oder eine Onlinesitzung speziell zu diesem Thema nötig. Solange solche Vorwürfe unwidersprochen im Raum stehen, sorgt dies für Brodeln, Unmut und Frust und ggf. sogar Zustimmung zu den gemachten Vorwürfen. In der AFVD-Tagung wurde Herr Huber weiter die Unterstützung der Mitglieder ausgesprochen. Dort konnte man alle Mitglieder von der Unwahrheit der Vorwürfe überzeugen oder diese klarstellen. Diese Aufklärung hätten wir uns auch von unserem hessischen Verband gewünscht. Das Verbandspräsidium hat Spielräume und bewegt sich in sehr breiten Leitplanken, was auch richtig ist, sonst kann ein Vorstand nicht arbeiten und handeln. Sollten aber die Leitplanken verlassen worden sein, so muss der Verband das seinen Mitgliedern erklären und ggf. in einem - wenn auch bei allen mittlerweile sehr unbeliebtem Onlinemeeting - geraderücken.

Es passieren auch mal Fehler oder man schätzt etwas falsch ein, was auch manchmal Geld kostet, das geht uns allen so in den Vereinen. Doch muss man das ansprechen und schauen wie man es eventuell anders und besser machen kann. Dadurch schafft man Klarheit. Mit Offenheit erzeugt man stabile Verhältnisse und Vertrauen. Hier geht es nicht um die normalen Entscheidungen sondern um außergewöhnliche Ereignisse. Auch kommt hier noch hinzu, auch auf den Verbandsebenen haben die Herren und Damen einen Beruf, Familie und auch ein Leben außerhalb des Footballs.

Auch sehen wir als Vereinsvertreter die Vermischung von AFVH/AFVD kritisch und wir und andere haben das Gefühl, das hessische Themen zurückgestellt oder nicht deutlich genug gewichtet sind. Aber hier müssen sich alle Vereine und ihre Vertreter auch selbst an die eigene Nase fassen. Mangelhaftes Interesse an Verbandsarbeit, Gleichgültigkeit
und Interesselosigkeit an Verbandsarbeit erzeugt Frust und das auf vielen Ebenen. Auch die mangelhafte Unterstützung und Engagement im Verband durch ehemalige Spieler und Vereinsfunktionäre kann man nicht von der Hand weisen. Warum das so ist? Hierzu gibt es bestimmt viel zu diskutieren. Hier gebe ich uns, also allen Footballvereinen eine Mitschuld an der Entwicklung in den Verbänden. Ein Ergebnis dieser Entwicklung ist die Spaltung ELF/AFVD .

Unser Verband sollte einen ordentlichen Präsenzverbandstag im nächsten Jahr durchführen, die Sitzung Online zur Satzungsänderung absagen und wenn es möglich zeitnah alle Vorwürfe der „Restart21" Initative gerade ziehen. Nur so ist es uns möglich einen Vorstand, der eventuell neu oder wieder bestätigt ist, auch mit Herz und Verstand zu unterstützen.

Wir wünschen den Verantwortlichen für die Durchführung der American Football WM viel Erfolg und das ist ehrlich gemeint und ohne Polemik. Auch bin ich mir sicher, dass man gar nicht unsere Unterstützung nötig hat!

Anmerkung der Redaktion, Holger Weishaupt:
"Ich kenne Thorsten Kruppka schon lange aus gemeinsamen Tagen bei den Hanau Hawks. Ich freue mich sehr, dass wir in Zeiten, bei denen unterschiedliche Meinungen oft gleich zu Beleidigungen, Hass und verhärteten Fronten führen, fair im Dialog stehen. Es ist normal, dass es immer unterschiedliche Meinungen geben kann. Uns eint das gemeinsame Ziel unseren Sport nach vorne zu bringen, auch wenn wir den Weg dorthin teilweise unterschiedlich beurteilen. Auf jeden Fall freue ich mich auf unser vereinbartes Treffen bei Bier und Stadionwurst, sobald 2022 wieder vor Zuschauern gespielt werden kann."

Siehe hierzu auch: 

https://www.american-football.com/news/der-bieberer-berg-hat-eine-lange-american-football-tradition-und-wm-spiele-verdient-4170

All about american football Buch