Unicorns Meetings 2020: Ich schicke Euch den Link zur Sitzung


Jahresrückblick 2020: Corona stellte die Schwäbisch Hall Unicorns vor außergewöhnliche Herausforderungen. Neue Erfahrungen, ungewohnte Umgangsformen und harte Entscheidungen prägten das Jahr 2020 auch für den Vorstand der TSG-Footballer.

Schwäbisch Hall Unicorns Sitzung 2020
Unicorns Sitzung 2020
Foto: Julia Brenner

So hatte Felix Köhler sich das nicht vorgestellt! Als er sich im vergangenen Winter dazu entschloss, die Nachfolge von Heike Ehrenfried als Kassier der Schwäbisch Hall Unicorns anzutreten, da freute sich der Sparkassen-Banker auf eine neue und interessante Aufgabe. Als Rookie im Unicorns-Vorstand wollte er in 2020 viel darüber lernen, wie man einen GFL-Verein mit insgesamt sechs Mannschaften im Spielbetrieb finanziell sicher durch ein spannendes Football-Jahr manövriert. Es sollte anders kommen!

Heute ist Felix Köhler unter anderem Spezialist für Corona-Hilfsprogramme, Experte in Sachen Kurzarbeit und sehr erfahren in der Begleichung von Rechnungen für Desinfektionsmittel. Auf das faszinierende Gefühl, kurz vor Kickoff in einem voll besetzten und lauten Optima Sportpark zu stehen und ständig zwischen den Gedanken „Wie geil ist das denn?“ und „Super, alles richtig gemacht!“ zu schwanken, muss Felix Köhler aber immer noch mindestens ein halbes Jahr warten.

Ganz ähnlich erging es Corinna Falk, die bereits im Herbst 2019 als Jugendleiterin in die Fußstapfen von Nicolas Bendel trat. Als Anfang März die ersten Lockdown-Wolken aufzogen, liefen bei ihr gerade die Vorbereitungen für die kurz bevorstehende GFL-Juniors-Saison auf Hochtouren. Plötzlich war an Spiele nicht mehr zu denken und später im Jahr bestimmten weniger der Football als viel mehr Hygienekonzepte, Verhaltensregeln und die Markierung von Laufwegen im Hagenbachstadion die Arbeit der neuen Jugendleiterin.

Neue Erfahrungen durften in den Corona-Zeiten aber auch alle anderen Vorstandsmitglieder sammeln. Am 14. März traf man sich zu einer Sondersitzung zum für lange Zeit letzten Mal an einem Tisch. Es war ein sehr großer Tisch, denn plötzlich galt es Abstand zu halten. Abstand zu ausgerechnet den Menschen, mit denen man sich über viele Jahre hinweg teilweise wöchentlich mehrfach getroffen und im wahrsten Sinne des Wortes eng zusammengearbeitet hatte. Für alle eine völlig neue und eine zumindest anfangs sehr befremdliche Situation.

Schnell entdeckte man auch bei den TSG-Footballern das Sitzungsformat der Videokonferenz. Die übliche Frage „Wo ist das nächste Meeting?“ wurde durch „Ich schicke Euch den Link zur Sitzung.“ abgelöst. Sparsam wie der Unicorns-Vorstand nun mal ist, gab er zunächst natürlich kein Geld für die passende Software aus. Man nutzte die kostenlose Version, die allerdings die Verbindung immer nach 40 Minuten automatisch trennt. Nicht selten musste man sich deshalb während einer Sitzung mehrfach wieder einloggen. Spätestens nach der fünften Wiedereinwahl juckten dann auch dem letzten der zehn Vorstandsmitglieder die Stöpsel im Ohr. Der Tag, an dem wieder eine Sitzung im Optima Sportpark oder in der TSG Stadiongaststätte möglich sein würde, wurde von Monat zu Monat immer mehr herbeigesehnt.

Man lernte aber auch die Vorteile der virtuellen Sitzungen schätzen. Nicht nur die Vorstandsmitglieder mit langen Anfahrtswegen genossen es, die arbeitsreichen Abende und oftmals anstrengenden Diskussionen bequem von zuhause aus absolvieren zu können. Das heimische Sofa oder in lauen Sommernächten die Gartenmöbel auf der Terrasse und dazu das Glas Lieblingswein aus dem eigenen Keller sorgten bei jedem für sein ganz individuelles Wohlfühlambiente. Da störte es auch nicht, wenn der Nachwuchs mal meinte, eine Vorstandssitzung auf Papas Schoß verfolgen zu müssen. Kollegiale Hinweise wie: „Stell mal bitte Dein iPad so hin, dass man nicht nur Deine Halbglatze sieht!“ oder: „Tu uns bitte den Gefallen und mach beim Essen Dein Mikro aus.“ sorgten schnell für Web-konforme Umgangsformen.

Trotz aller Annehmlichkeiten waren es aber alles andere als angenehme Themen, die die Sitzungsabende in diesem außergewöhnlichen Unicorns-Jahr bestimmten: Die schnell verhängte Haushaltssperre inklusive Ausgabenstopp, das Aussetzen des Trainingsbetriebs, die permanenten Überlegungen zur Art und Weise der Wiederaufnahme, das Suchen nach Möglichkeiten und Bedingungen mit denen ein Spielbetrieb vielleicht doch noch möglich gemacht werden könnte bis hin zu ständig aktualisierten und neu berechneten Haushaltsplanszenarien. Das alles sorgte für mehr als ausreichend Gesprächsstoff, oft auch kontroverse Diskussionen und manch harte Entscheidung, zu der man sich durchringen musste.

Hinzu kamen besonders für den Vorsitzenden Jürgen Gehrke ungezählte Web-Konferenzen mit dem Verband, der Liga und allen anderen GFL-Vereinen. Lange suchte man nach Wegen, eine GFL 2020 trotz aller Widrigkeiten doch noch zum Leben erwecken zu können. Am Ende musste man sich aber doch dem Virus geschlagen geben. Zumindest für die U13, U16 und U19 sowie für die zweite Mannschaft sollte der Spätsommer und Herbst dann noch ein paar Spiele möglich machen. Allerdings nur solange, bis die zweite Corona-Welle auch dem ein Ende setzte.

Die Pandemie sorgte für viele Probleme und Belastungen und dennoch gab es für die Verantwortlichen der Unicorns auch immer wieder Grund zur Freude und Dankbarkeit. Viele Sponsoren hielten den TSGlern ganz selbstlos die Treue und eine große Gruppe von Fans wandelten ihre bereits Anfang des Jahres bezahlten Tickets kurzerhand in eine Spende um. Neben den staatlichen Hilfen waren dies wichtige Beiträge dazu, dass der Unicorns-Betrieb zumindest auf Sparflamme weiterlaufen konnte und man heute trotz aller Turbulenzen auf eine stabile Kassenlage stolz sein kann.

Was bleibt am Ende dieses Corona-Jahres? Natürlich die Frustration über ein aus sportlicher Sicht mehr als unbefriedigendes Jahr. Aber auch die Erkenntnis und der Beweis dafür, dass selbst eine solche, vorher unvorstellbare Krise mit einem guten und eingespielten Team auf eine Art und Weise bewältigt werden kann, dass man sich zu keinem Zeitpunkt tatsächlich existenzielle Fragen stellen musste. Es bleibt die Freude darüber, dass die ganze Unicorns-Familie, ihre Fans und ihre Partner zusammengehalten haben, als genau das dringend notwendig war. Und es bleibt die Hoffnung, dass in 2021 all das nachgeholt werden kann, was 2020 alle so sehr vermisst haben! 

 

 

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